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Beruf&Bildung

17 Minuten pro Schulwoche für politische Themen

Soziologen der Universität Bielefeld untersuchen Politikunterricht in NRW

Etwa ein Prozent ihrer Lernzeit können Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I an Gesamtschulen, Gymnasien und Realschulen in Nordrhein-Westfalen mit politischen Themen verbringen. Pro Schulwoche sind das 17 bis 20 Minuten. Rechnerisch hat jede beziehungsweise jeder in einer Woche 20 Sekunden Zeit, um ihre oder seine politische Position vorzutragen und zu diskutieren. Diese Daten über politische Inhalte im Schulunterricht hat ein Forschungsteam um Professor Dr. Reinhold Hedtke von der Universität Bielefeld nun erstmals für die Sekundarstufe I in Nordrhein-Westfalen erhoben und für eine neue Studie ausgewertet.

Die Forschenden aus der Didaktik der Sozialwissenschaften (Fakultät für Soziologie) haben dafür Stundentafeln und Kernlehrpläne dieser drei Schulformen in NRW ausgewertet, und zwar der Klassen 5 bis 10 (an Gymnasien Klasse 5 bis 9). In Stundentafeln wird festgehalten, wie viele Unterrichtsstunden auf welches Fach entfallen. Kernlehrpläne beschreiben, welche Kompetenzen auf welchem Niveau Schülerinnen und Schüler am Ende eines Schuljahres in einem bestimmten Fach erreicht haben sollen.

Professor Dr. Reinhold Hedtke und sein Mitarbeiter Ma-hir Gökbudak untersuchten, welche Rolle das Fach Politik (an Gesamt- und Realschulen) beziehungsweise das Fach Politik/Wirtschaft an Gymnasien spielt. “Die Fächernamen lassen erwarten, dass politische Themen in diesen Unterrichtsstunden einen erheblichen Teil, mindestens aber die Hälfte der Zeit einnehmen sollten”, sagt Hedtke. “Unsere Untersuchungen zeigen allerdings, dass diese Erwartungen enttäuscht werden: Politische Themen machen nur etwa ein Drittel im sozialwissenschaftlichen Lernbereich aus.”

Der Anteil von wirtschaftlichen Themen – so eines der Kernergebnisse der Studie – ist demnach höher als der von politischen. Besonders wirtschaftsaffin seien die Kernlehrpläne an Gesamtschulen und Gymnasien. Darüber hinaus legen die Bielefelder Forschenden in der Studie dar, dass das Fach Politik beziehungsweise Politik/Wirtschaft in der Sekundarstufe I in NRW besonders häufig von fachfremden Lehrerinnen und Lehrern erteilt wird: So werden diese Unterrichtsfächer an Realschulen zu etwa 62 Prozent, an Gesamtschulen zu rund 64 Prozent und an Gymnasien zu circa 27 Prozent von Lehrkräften unterrichtet, die nicht in dem Fach ausgebildet wurden. “Unserer Meinung nach zeigt sich anhand dieser Zahlen die mangelnde Anerkennung von Politikunterricht”, sagt Professor Dr. Reinhold Hedtke.

Die nun veröffentlichte Studie ist Teil des Projekts “Die sozialwissenschaftliche Domäne in allgemeinbildenden Schulen der Sekundarstufe I. Analyse im Ländervergleich” – kurz SoWiDaS. In diesem Forschungsprojekt untersuchen Forscherinnen und Forscher der Universität Bielefeld seit 2016.

Daten zur Struktur der Schulfächergruppe Gesellschaft, Politik, Wirtschaft. Zurzeit laufen die Untersuchungen für andere Bundesländer, für das kommende Jahr ist ein bundesweiter Vergleich geplant.

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