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Geschichte

In Flanders Fields

Lehrkräfte aus Nordrhein-Westfalen auf den Spuren des Ersten Weltkrieges in Belgien

Essen/ Ypern (Belgien). Einhundert Jahre liegt der Erste Weltkrieg inzwischen zurück. Aus dem Bewusstsein der meisten Deutschen ist er inzwischen verschwunden. Anders bei unseren belgischen Nachbarn. Besonders in der Region Flandern stößt man heute noch auf Schritt und Tritt auf Spuren des "Großen Krieges." Wie wirkte sich der Einmarsch der deutschen Armee damals den Alltag der belgischen Zivilbevölkerung aus? Wie gehen die europäischen Nationen heute mit diesem Erbe um? Und wie lassen sich die Erkenntnisse im deutschen Schulunterricht einsetzen? Auf Einladung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. gingen 29 Lehrkräfte aus ganz Nordrhein-Westfalen vom 29.9. bis 2.10.2017 diesen Fragen nach und reisen an die ehemalige Westfront nach Belgien.

FOTO: Führung über die deutsche Kriegsgräberstätte Lommel (Belgien). Hier sind fast 40.000 Tote bestattet, vor allem des Zweiten Weltkrieges aber auch 500 des Ersten Weltkrieges.

Die TeilnehmerInnen kamen aus Attendorn, Bocholt, Bottrop, Detmold, Dorsten, Dülmen, Düsseldorf, Grevenbroich, Gronau, Hamm, Herford, Hürth, Kalkar, Löhne, Mechernich, Münster, Neukirchen-Vluyn, Olpe, Rietberg, Telgte, Viersen, Voerde, Waltrop und Wermelskirchen. Finanziell unterstützt wurde die Reise von der Stiftung "Gedenken und Frieden" mit Sitz in Kassel.

Im ersten Teil der Reise beschäftigte sich die Reisegruppe mit den Leiden der belgischen Zivilbevölkerung. Zwei Museen in der Provinz Brabant thematisieren die Völkerrechtsverletzungen: Das "Erlebnismuseum 14-18", untergebracht im ehemaligen deutschen Hauptquartier in Tildonk, und die Universitätsbibliothek im benachbarten Löwen. Was in Deutschland heute kaum noch bekannt ist, zeigen beide Museen: Etwa 6 000 belgische Zivilisten kamen beim Einmarsch der Deutschen ums Leben; unschätzbare Kulturschätze wurden teilweise mutwillig zerstört, darunter die Universitätsbibliothek Löwen, das "belgische Oxford". Ursache hierfür waren die Angst der deutschen Soldaten vor Heckenschützen und Maßnahmen zur "Disziplinierung" der belgischen Bevölkerung.

Der zweite Teil der Reise führte in die Provinz Westflandern. Zahlreiche Kriegsgräberstätten und Denkmale erinnern an die mindestens 500.000 Soldaten, die hier zwischen 1914 und 1918 ihr Leben ließen. Auch im Kampfgeschehen wurden die Grenzen des Völkerrechtes überschritten. Die multimediale Ausstellung im Museum "In Flanders Fields" in Ypern zeigt eindrucksvoll, wie der Stillstand des Stellungskrieges zur Entwicklung immer perfiderer Waffen – bis hin zum Giftgas – führte.

Die Opfer dieses in vielfacher Hinsicht "verheerenden" Krieges findet man auf den zahlreichen Soldatenfriedhöfen in dieser Region. Viele der Gefallenen wurden auf Kriegsgräberstätten bestattet, die noch heute Auskunft über die Erinnerungskulturen der 1920er Jahre geben. Am weißen Marmor der Kriegsgräberstätte Tyne-Cot, der größten des Commonwealth, kann man heute noch den Stolz, die Dankbarkeit und den Trost des Commonwealth für Gefallene und deren Angehörige ablesen. Anders hingegen die denkmalgeschützte, deutsche Kriegsgräberstätte Langemark. Bedrückend und düster wirken hier die hohen Eichen, der rote Wesersandstein und die dunklen Grabsteine. "Deutschland muss leben, auch wenn wir sterben müssen" – dieser Spruch des "Arbeiterdichters" Heinrich Lerschs, der auf der Rückseite des Eingangsgebäudes angebracht ist, verdeutlicht die verhängnisvolle Selbststilisierung Deutschlands als "Opfernation" in der Weimarer Republik.

Ein weiteres Stück gelebte Erinnerungskultur bietet die "Last Post"-Zeremonie unter dem Menen-Stadttor. Seit 1928, nur unterbrochen durch den Zweiten Weltkrieg, wird allabendlich um 20.00 Uhr der Toten der Kriege gedacht. Hunderte Gäste aus aller Welt kommen nehmen daran teil. Teilnehmer der Studienreise berichteten anschließend beeindruckt von Randgesprächen mit anderen ausländischen Besuchern, z.B. aus Australien. Am Ende dieser kurzen, aber an Eindrücken reichen Reise ziehen die Teilnehmer ein überwiegend positives Fazit.

Josef Sievert vom Abendgymnasium Münster hebt vor allem den Mehrwert der unterschiedlichen Gedenkkulturen hervor: "Die Eindrücke, die die Schüler an diesen unterschiedlichen Erinnerungsorten gewinnen, fördern ihr eigenständiges Urteilsvermögen." Ähnlich sieht es Wilfried Röhrig vom Wilhelm-Normann-Berufskolleg Herford: "Die Reise hat vielversprechende Ansätze der Friedensarbeit und viele Anregungen zur praktischen Durchführung und Umsetzung im Unterricht vermittelt." Okka Janssen-Rüße vom Werner-von-Siemens-Gymnasium Ahaus fasst ihr persönliches Ergebnis so zusammen: "Mir ist hier noch einmal sehr deutlich geworden, wie wichtig internationale Verständigung ist".

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