Gründungsinteresse weiter gesunken
10.220 Unternehmer haben sich im vergangenen Jahr in den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistungen selbstständig gemacht. Diese Zahl veröffentlichte die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) in ihrem “IHK-Gründungsreport 2016”. Im Berichtszeitraum ist die Anzahl der Gründungen im Vergleich zum Jahr 2014 um 187 (1,8 Prozent) gesunken. “Bundesweit ist das Gründungsinteresse weiter gesunken. Auch in Ostwestfalen sind weniger neue Unternehmen an den Start gegangen.
Die Hauptursache hierfür ist die gute Entwicklung am Arbeitsmarkt”, erklärt IHK-Präsident Wolf D. Meier-Scheuven. Allerdings werde der quantitative Verlust durch mehr Qualität bei den Gründungsvorhaben aufgefangen.
47 Prozent aller Gründer starten aktuell im Nebenerwerb in die Selbstständigkeit, laut IHK-Gründungsreport 2016 eine neue Bestmarke. “Einen wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung hat sicherlich die fortschreitende Digitalisierung. Sie öffnet vielen im Handel- und Dienstleistungsbereich einen Markt-zugang für Geschäftsmodelle, die sich neben einer hauptberuflichen abhängigen Beschäftigung umsetzen lassen”, begründet IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Niehoff die Entwicklung.
Dabei verteilt sich das Gründungsgeschehen unterschiedlich über den IHK-Bezirk. Die Stadt Bielefeld (2.191), sowie die Kreise Gütersloh (2.070) und Pa-derborn (1.918) liegen gemessen an absoluten Zahlen an der Spitze der Exis-tenzgründungsstatistik. Werde die Anzahl der Gründungen in Relation zur An-zahl der Erwerbsfähigen gesetzt, so werde die Gründungsintensität ermittelt, unabhängig von der Bevölkerungszahl der Stadt beziehungsweise des Krei-ses sei. Dabei zeige sich, dass die Gründungsintensität in Bielefeld, Paderborn und in Herford (1,05 bis 0,99) vergleichsweise hoch ausfalle und eng beieinander liege, der Kreis Höxter (0,83) dagegen eine deutlich niedrigere Gründungs-quote aufweise. Grund hierfür sei unter anderem die fehlende städtische Verdichtung, Gründungen fänden verstärkt in Ballungsgebieten statt.
“Die Dienstleistungsbranche verzeichnet – mit knapp 62 Prozent – mit großem Abstand die meisten Gründungen, gut jeder Vierte gründet im Handel und etwa jeder Zehnte im Produzierende Gewerbe”, erläuterte Thomas Mikulsky, Leiter des IHK-Referats Existenzgründung und Unternehmensförderung. Dabei verbuchten vier Branchengruppen mehr als 1.000 Neuzugänge. Spitzenreiter sei der Einzelhandel mit 2.138 Gründungen vor den unternehmensbezogenen Dienstleistungen (1.638), den Dienstleistungen für private Haushalte (1.436) und dem Produzierenden Gewerbe (1.016). Die IHK habe die Gründer entsprechend unterstützt, etwa mit über 2.000 Starterpaketen. Zudem hätten sich rund 800 Frauen und Männer von IHK-Gründungsberatern informieren lassen und 750 Gründungswillige an entsprechenden Sprechtagen teilgenommen.
Dirk Strothmann, Gründer der Magnic Innovations GmbH & Co. KG in Borgholzhausen, begründete diesen Schritt damit, dass er vor seiner Idee zum berührungslosen Fahrraddynamo als selbstständiger Softwareentwickler tätig gewesen sei. “Deshalb war es naheliegend, das neue Produkt in Eigenregie anzugehen. Hinzu kam, dass die Ausnutzung der Wirbelstromtechnik so ungewöhnlich war, dass es schwer war, Firmen in absehbarer Zeit dafür zu gewinnen. Unterm Strich blieb nur: Selbermachen oder sein lassen.”
Neue Betriebe mit neuen Ideen schafften Wertschöpfung, Arbeitsplätze und sorgten für einen Wettbewerbsdruck, indem sie bestehende Unternehmen zwängen, sich weiterzuentwickeln, so der IHK-Präsident. Deshalb sei es der IHK ein wichtiges Anliegen, Existenzgründungen in Ostwestfalen zu fördern.
Der IHK-Gründungsreport kann im Internet abgerufen werden: www.ostwestfalen.ihk.de.